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Urlauberbrief

 

Im Land der Alleen

 

Erlebnisbericht eines Franken nach einer Woche Dargun

 

Da ich`s ja überhaupt nicht gekannt hab’ das McPommernland, dachte ich mir: Das schaust du dir mal an. Das ist zwar hoch im Norden und da wohnen lauter Fischköpf, aber das muß ja nix schlimmes heißen. Vielleicht nehmen die auch mal eine Landratte bei sich auf.

Daß es da recht schön ist, hab’ ich schon vom Auto aus gemerkt, denn so herrliche Alleen hab’ ich noch nie gesehen, geschweige denn durchfahren. Und Wasser gibt’s! Also wenn wir in Franken so viel Wasser hätt’n, da könnten wir Bier brauen. Das war schon eine recht viel versprechende Anfahrt.

Dann sind wir in Dargun angekommen: Blumen, Park, Schloss, See - alles sauber und liebevoll hergerichtet – einfach super, gefällt mir, da bleiben wir.

Da der Franke an sich ein rechter Wirtshaushocker (=Gaststättenbewohner) ist, hab’ ich mich auch gleich sehr für das gastronomische Angebot interessiert. Schnell hab ich festgestellt, daß hier wohl schon mancher Wirt resignierte, und wenn man dann sieht, wie wenig besucht die paar verbliebenen Lokale sind, dann erklärt das alles. Ich bin dann in ein Wirtshaus gegangen, das mir wegen seiner Dekoration recht gefallen hat. Da hingen FDJ- und SED- und viele andere Fahnen rum und es war alles recht originell. Am liebsten hätt’ ich mich d’runter gesetzt, aber da war kein Tisch, nur drinnen, weil es schon kühler wurde. Woll’n wir  mal nicht zu sehr in’s Detail gehen: Das Essen ist hier gut und billig, der Wirt freundlich, gesprächig aber nicht aufdringlich und selbst die drei „Eingeborenen“, die am Nebentisch Fußball geschaut haben, waren mir recht sympathisch.

Und so war’s eigentlich bisher überall: Gutes Essen zu angenehmsten Preisen und nette Leute. Aber das Bier! Also das Lübzer, das es leider fast in jedem Wirtshaus gibt, das könnt ihr – liebe Nordlichter – selber saufen! Ich weiß ja nicht, was sonst noch in Eurem schönen Land gebraut wird, aber wenn ihr das Rostocker Pils und das Darguner Dunkle ausschenken würdet, dann wär ich schon ganz zufrieden. Ja, und dann hätt’ ich noch eine Bitte: Streicht doch einfach von jeder Speisekarte ein Schnitzel, ein Schweinelendchen und ein Rumpsteak, denn das Zeug gibt’s doch von Flensburg bis Garmisch einfach überall. Kocht mehr Einheimisches, erkundigt Euch mal bei der Oma! Ich hab hier zum ersten mal Grützwurst gegessen und kann Euch jetzt sagen: Die schmeckt! Die verträgt auch ein Franke!

Um von der einheimischen Küche mehr zu erfahren hab’ ich mir extra ein kleines Kochbüchlein gekauft und die darin erwähnten Pommerschen Schmandklopse, den Kartoffelkuchen mit Speck und den Labskaus hätt’ ich bestimmt gegessen. (Das koch’ ich mir halt irgendwann selbst!)

Um die Kalorien wieder zu verbrennen, bin ich dann um den Klostersee spaziert. Da ist’s angenehm und schön, aber die eine Bank, die mit dem Rücken zum See steht, die fand ich lustig. Hoffentlich, dreht die mal einer um. (War das jetzt zu pedantisch von mir?) Nachdem wir wieder mal beim Biertrinken waren haben wir einen Kräutergarten gefunden. Der war sehr interessant. Ich hab’ da etliche Kräuter probiert, die mir vollkommen unbekannt waren und das war bestimmt recht gut gegen meine „Bierfahne“. Wahrscheinlich kann man diese „kleine Sehenswürdigkeit“ nur durch Zufall finden, denn Hinweisschild hab ich keins gesehen. Ach ja, der Stadtverwaltung oder dem Tourismusverband, oder was es da so gibt möchte ich gern noch sagen, daß die Darguner Internetseite auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Ich hab mich vorher schlau gemacht und war auf den Seiten von Dargun, Demmin und der ganzen näheren Umgebung. Alle Seiten sind sich ziemlich ähnlich, dabei sind die Städte sehr unterschiedlich. Dargun hat doch was zu bieten, also muß das auch im Internet vermittelt werden. In dem Lütten Museum - da hab ich bestimmt eine halbe Stunde über die Auswanderer nach Amerika gelesen. War echt interessant, im Internet steht nix! Ihr habt Bücher über die örtliche Geschichte und Heimatdichter, auf der Internetseite hab ich nix gefunden. Eine lustige Geschichte oder ein Gedicht auf platt wär’ doch gut oder? Und, Herr Bürchermasder, (=Bürgermeister), mal mit dem Fotoapparat spazieren gehen und auch die Fotos in’s Internet setzen. Ganz wichtig wäre vielleicht noch der Hinweis, daß Dargun ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung von ganz Mecklenburg-Vorpommern ist. Zugegeben, ich hab’ mir da vorher gar keine Gedanken darüber gemacht, aber als ich es gemerkt hab’, fand ich es recht praktisch, daß man Waren, Rügen, Rostock, Stralsund von hier aus recht schnell erreichen kann, da man eben im „Herzen“ des Landes residiert.

Außerdem frag ich mich, ob denn die Brauerei sich nicht ein bisschen engagieren könnte? Also wenn ich mich da an meine fränkische Brauerei erinner'! Da bräucht man ein Brauereifest mit Tag der offenen Türen, und die Käsefabrik soll irgendeinen Darguner Bierkäs’ dazu erfinden.  Vielleicht klappt das aber auch bei uns im Süden besser, weil wir die größeren Saufköpf’ sind.

Das liest sich jetzt bestimmt wie die typischen Kommentare vom „Besserwessi“, vielleicht ist’s auch so, aber mir tut’s halt weh, wenn ich die leeren Wirtshäuser seh’, und da mir Dargun, seine Umgebung und seine Bewohner gefallen, gib ich jetzt einfach meinen Senf dazu. Vielleicht ist es ja irgendwie nützlich.

Sepp Hölschel